März 2021: „Kindheit“ von Tove Ditlevsen

Liebe Buchclub-Teilnehmer*innen,

der Lesemonat März ist zu Ende.

Und mehr als einmal habe ich es beim Lesen der drei Bände von Tove Ditlevsen „Kindheit“, „Jugend“ und „Abhängigkeit“ bedauert, dass ich Ihnen nicht in der Buchhandlung im gemütlichen Lesekreis ganze Sätze und Abschnitte aus diesen Büchern vorlesen kann.

Oftmals entwickelt geschriebene poetische Sprache erst im lauten Vorlesen ihre wahre Kraft, nicht selten auch öffnen sich hermetische Texte erst beim Vorlesen ihrem Publikum. So ist es uns in den vergangenen Jahren in meiner Veranstaltungsreihe „Jahrhundertbücher“ oft gegangen.

Ich bin nun sehr gespannt, wie Sie selbst Tove Ditlevsens „Kindheit“ gelesen haben, was Sie dabei empfunden haben und was Ihnen dabei an Fragen und Einwänden, an Ablehnung oder Zustimmung durch den Kopf gegangen ist. Ich freue mich auf Ihre Kommentare hier in unserem Buchclub und hoffe auf einen regen Austausch.

Sie können eigene Kommentare verfassen, aber auch auf bestehende Kommentare antworten. So ergibt sich ja vielleicht auch auf diesem digitalen Wege ein „Gespräch“ übers Buch!

Mit herzlichen Grüßen

Ute Hentschel

3 Kommentare

  1. Es ist ja schon viel über das Buch gesprochen worden….Mich hat am meisten begeistert, mit welchen Formulierungen die Autorin es schafft, negativ besetzte Wörter, nicht zu verwenden ,m sondern stattdessen mit einfach verständlichen Sätzen zu umschreiben. Sie schreibt nicht, dass an der Distanz ihrer Mutter „leidet“ oder dass sie daran zerbricht.

  2. Mich hat der Auftakt der Trilogie schon sehr berührt,das Eingeengt sein in der Familie,der Wunsch unter allen Umständen Schriftstellerin zu werden.Mit grosser Begeisterung habe ich die Folgebände gelesen am Ende von ‚Abhaengigkeit‘ war ich sehr ergriffen.Die Zerbrechlichkeit und Stärke der Hauptfigur kam gut rüber und ich hoffe noch mehr über Tove Ditlevsen erfahren zu können.

  3. Der 1. Teil der Trilogie heißt „ Kindheit“ und mich hat vor allem die Sprache fasziniert, mit der gerade die Kindheit von Tove beschrieben wird. Dazu muss ich einfach einige Zitate bringen…dann versteht man schon, warum dieses Buch so sehr lesenswert ist:

    Auf dem Grund meiner Kindheit steht mein Vater und lacht. Er ist so alt und schwarz wie unser Kachelofen, aber nichts an ihm macht mir Angst.****** Die Kindheit ist lang und schmal wie ein Sarg, aus dem man sich nicht alleine befreien kann. Sie ist immerzu da und genauso augenfällig wie Schön-Ludvigs Hasenscharte.****** Der Kindheit kann man nicht entkommen, sie hängt an einem wie ein Geruch. Man bemerkt sie auch an anderen, und jede Kindheit riecht anders.****** Verstohlen beobachten wir die Erwachsenen, deren Kindheit zerlumpt und durchlöchert in ihnen liegt wie ein abgewetzter, mottenzerfressener Teppich, an den niemand mehr denkt und den niemand mehr braucht.****** Alle Menschen mögen meinen Bruder, und ich denke oft, dass seine Kindheit besser zu ihm passt als meine zu mir. Er hat eine maßgeschneiderte Kindheit, die sich seinem Wachstum harmonisch angleicht, während meine für ein ganz anderes Mädchen entworfen wurde. ****** Die Zeit verging, und die Kindheit wurde dünn und platt wie Papier. Sie war müde und fadenscheinig, und an schlechten Tagen sah es nicht so aus, als würde sie halten, bis ich erwachsen war.******
    (…ist das nicht ein fuchtbarer Gedanke? Anmerkung von mir…)

    Die Kindheit wird hier mit den Sinnen wahrnehmbar, mit den Augen, der Nase, dem Tastsinn…sicherlich kann man sie auch noch schmecken oder hören…dazu müsste ich das Buch noch mal genau durchforsten. Das ist aber nicht unbedingt notwendig, denn ich als Leserin konnte sehr gut nachfühlen, wie anstrengend es für Tove war, diese Zeit zu durchleben und trotzdem ihr Ziel, einmal Dichterin zu werden, nicht aus den Augen zu verlieren.

    Barbara Kleinert-Dohmesen

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