
Direkt ins Herz getroffen hat mich dieser Satz auf Seite 99: „Ich hatte immer gehofft, dass der Westen neugierig auf uns ist. Aber das war nicht der Fall. Das war vielleicht meine größte Enttäuschung.“
Sagt Uwe, über den Alexander Osang ein Portrait schreiben soll, das DER SPIEGEL zum 30. Jahrestag des Mauerfalls in einem Sonderheft über die rätselhaften Ostdeutschen veröffentlichen will. Aber daraus wird am Ende nichts. Zum Glück. Denn es wird daraus das neue Buch von Alexander Osang Fast hell: Wende-Roman, autobiografischer Lebensbericht, Sachbuch oder doch eher eine Novelle über den ostdeutschen Weltbürger, wie Uwe einer ist. „Seine Geschichte schien aus dem Stoff zu sein, aus dem die letzten dreißig Jahre unseres Lebens bestanden. Der Irrsinn war da, der Schmerz, die Sehnsucht, das Glück, die Enttäuschung, die Fremde, die ewige Suche nach dem Paradies hinter der Mauer.“
Ein sagenhaft gutes Buch, witzig, selbstironisch, melancholisch, voller unglaublicher Lebensläufe und Anekdoten – „eine absurde, aber wahre Novelle. Alles ist genauso passiert, soweit ich mich erinnere.“
Alles ist genauso passiert, soweit ich mich erinnere …
Ihre Wege kreuzen sich schon, laufen nebeneinander, lange, bevor Alexander Osang beschließt, Uwes Geschichte aufzuschreiben. Und mit ihm aufbricht auf einem Schiff in die Vergangenheit. Die weißen Nächte über der Ostsee – sie sind fast hell, verheißungsvoll und trügerisch, so wie die Nachwendejahre, die beide geprägt haben. Doch während Uwe der Unbestimmte, Flirrende bleibt, während sich seine Geschichte im vagen Licht der Sommernächte auflöst, beginnt für Alexander Osang eine Reise zu sich selbst, getrieben von der Frage, wie er zu dem wurde, der er ist.
Eindringlich und mit staunendem Blick erzählt er von den Zeiten des Umbruchs und davon, wie sich das Leben in der Erinnerung zu einer Erzählung verdichtet, bei der die Wahrheit vielleicht die geringste Rolle spielt.